Wechseljahre
Unter den drei Stationen, welche die Frau während ihres Daseins zu absolvieren hat, Geschlechtsentwicklung, Geschlechtsreife und Schwangerschaft, Wechseljahre, bedeuten letztere den letzten Lebensabschnitt, welcher den Vielgeprüften das Leben erschwert und oft genug gerade den Lebensabend verdunkelt. Schon am Ende des dritten Lebensjahrzehnts treten zuweilen gewisse Eigentümlichkeiten auf, die sich mit den zunehmenden Jahren immer deutlicher herausbilden, um im vierten und fünften Lebensjahrzehnt zur vollen Entwicklung zu gelangen.
Es handelt sich bei alledem um die inneren Vorbereitungen, die ja das Wesen der Wechseljahre ausmachen, um die Vorbereitungen zum Abbau, zur geschlechtlichen Abrüstung, die freilich nichts mit einem körperlichen Verfall zu tun hat. Es ist bekannt, dass die Geschlechtsorgane des weiblichen Körpers in diesen Lebensjahren ihren Dienst einzustellen beginnen. Der Körper beginnt zu wechseln; dies geht allerdings nur in den seltensten Fällen ohne erhebliche Beschwerden (um nicht von Krankheitserscheinungen zu sprechen) vor sich. Auch bei den Wechseljahren könnte man von völlig normalen und natürlichen Verhältnissen sprechen, wenn nur nicht die Frauen so unendlich viel zu klagen hätten.
Verlauf: Der Verlauf ist so vielfältig und wechselnd, dass eigentlich für jede Frau eine besondere Leidensgeschichte geschrieben werden könnte. Die Beschwerden sind Legion. Irrigerweise glauben die meisten der Frauen, erst dann sich in den Wechseljahren zu befinden, wenn die Monatsregel erloschen sei. Das ist ein allgemeiner Irrtum. Das ganze Erlöschen und allmähliche Versiegen der Periode ist nur ein Symptom, eines von den vielen, die miteinander die Wechseljahre charakterisieren. Die Erscheinungen treten ja bekanntlich auch bei solchen Frauen auf, deren Unterleib vielleicht schon Jahre zuvor bestrahlt oder operiert worden ist und in- folge des Eingriffs (meist Entfernung der Gebärmutter u. a.) der monatlichen Periode völlig verlustig gegangen ist.
Äußerlich ist das häufigste Kennzeichen der Wechseljahre das allmähliche Versiegen der Monatsregel, ihre Unregelmäßigkeit oder ihr plötzliches Erlöschen. Das macht jedoch den Frauen gewöhnlich weniger zu schaffen, als die mannigfachen nervösen Beschwerden, die sich in diesen Jahren einstellen. Fast alle klagen sie über hartnäckige Kopfschmerzen, über Druckgefühle im Schädel, die ihn direkt zu sprengen drohen. Fast alle Frauen klagen über die „fliegenden Hitzen“, über diese unerträglichen Blut- und Hitzewallungen nach dem Kopf hin, wobei gleichzeitig starke Schwindelgefühle einhergehen, den Frauen wird es „schwarz vor den Augen“, sie verlieren Haltung und Besinnung. Man fühlt sich wie mit heißem Wasser begossen. Gesicht und Kopf glühen vor den Augen, und nicht minder unheimlich ist das wahnsinnige Ohrensausen! Man kann sich nur schwer davon einen Begriff machen, wie solche Patientinnen unter diesem Zustand leiden.